Belebend | Atelier KunstAreal

Belebend

Sa 21. November, 2020

Lieber Kunstfreund
Liebe Kunstinteressierte

Ich möchte Dich zu meiner Serie KompassFunke (3 von 6) zum Thema Belebend einladen. Mit dem KompassFunke schenke ich Dir einen persönlichen Einblick in mein Atelier und meine Diversität im Erschaffen von Werken.

Los geht’s

Am Anfang war das Licht. Und damit auch die Farbe. Was belebt unserer Wahrnehmung mehr als Farben?

Es liegen Welten zwischen roten oder weissen Rosen, dunkler oder heller Kleidung, bunter oder einfarbiger Einrichtung. Farben transportieren also Bedeutungen. Sie haben mehr Aussagekraft, als wir auf Anhieb ahnen.

Zum einen sind wir uns bewusst darüber: wenn wir an Taufen denken, denken wir an Weiss, bei Beerdigungen an Schwarz, bei der Dekoration zum Valentinstag an Rot und beim Umweltschutz an Grün.

Unter der Eisbergspitze der bewussten Bedeutung, liegt eine immense Grösse der unbewussten, die jeden von uns beeinflusst. Die Wirkung ist individuell oft sehr unterschiedlich. Bei der Suche nach sich selbst, lohnt es sich die eigenen Farben zu beleuchten.

Kulturelle Assoziationen gibt es bewusst wie auch unbewusst: für den klassischen Europäer ist Rot mit Liebe, Gefahr, Zorn und Krieg verbunden. In China sieht man darin den Drachen, Feuer, Kraft, Ruhm, schlicht um die Farbe des Glücks. In Indien ist es Häufig die Farbe der Braut und Spiritualität. In zentralAfrika werden Kranke mit rot angestrichen, um Ihre Lebenskraft anzuregen. Weiss hingegen ist in Asien die Farbe der Trauer, wo sie in Europa doch gleichzusetzen mit Unschuld und Reinheit ist, im Jüdischen Kreis ist weiss die Farbe Gottes. Orange ist in Japan ein Symbol der Liebe, im Buddhismus und Hinduismus die Farbe von Verheissung und Heiligkeit und gleichzeitig kurioserweise das Tenü in vielen amerikanischen Gefängnissen.

Farben lösen also weltweit Assoziationen aus und vor allem Empfindungen und Gefühle.

Für die Leseratten habe ich folgend drei Farbenlehren beschrieben. Für alle anderen geht es weiter bei «Weniger Theorie, mehr Praxis»

Goethes Farbenlehre

Der grosse Goethe war nicht nur Dichter, in seinen 82 Lebensjahren, hat er wesentliche Beiträge in so manchen Disziplinen hinterlassen.  Er hat Newtons Farbenlehre widerlegt, in dem er bemerkte, dass ein Prisma auf weissem und schwarzem Hintergrund «sich gegenüberstehende» Farben bildet. Als reine Malfarben geht Goethe (vor über 200 Jahren) lediglich von RotBlau und Gelb aus. Er stellt die Farben in einem Kreis dar, dabei stehen sie sich in Paaren diametral (in genau entgegengesetzter Richtung) gegenüber. Dieser Kreis symbolisiert für den Denker und Dichter mehr als nur Farben, er sieht in ihm das Leben von Geist und Seele.

Anthroposophische Farbenlehre (griechisch: anthropos = Mensch sophia= Weisheit)

Rudolf Steiner unterscheidet in den 20-ern (also vor knapp 100 Jahren!) in der anthroposophischen Farbenlehre zwischen Bildfarben und Glanzfarben.  Spannend ist hier, dass RotBlau und Gelb (die wahren Farben nach Goethe) Glanzfarben bilden: Rot ist der Glanz des Lebendigen, Blau ist der Glanz des Seelischen und Gelb ist der Glanz des Geistes. Jetzt nehmen wir die Bildfarben oder auch die Schattenfarben dazu. Steiner geht davon aus, dass die Farben GrünPfirsichblüteSchwarz und Weiss dafür da sind, die (Bedeutung der) Glanzfarben zu schattieren und sie somit in das rechte Bild zu rücken. Deshalb Bild- oder Schatten-Farben. Rudolf Steiner galt seiner Zeit als Vordenker und Esoteriker, er war überzeugt davon, dass die Wahrnehmung von Farben mehr für den Menschen bedeutet als nur kunterbuntes Farbenspiel.

Hermetische Farbenlehre

In der hermetischen Farbenlehre hat jede Farbe eine andere Schwingung, so hat Rot die tiefste und Violett die höchste Schwingung.

Für die, die es etwas genauer mit der Hermetik haben möchten, habe ich recherchiert. Der untenstehende Text in Violett ist NUR für die Neugierigen, mit hoher Schwingung.

Die Hermetik findet Ihren Ursprung im alten Ägypten. Der Name Hermetik kommt von Hermes, dem Götterboten der griechischen Mythologie, die ägyptische und griechische Mythologie haben so einige Verschmelzungspunkte (hier lohnt es sich selbst ein bisschen zu recherchieren.)

Die sieben Prinzipien der Hermetik sind im Kybalion zusammengefasst. Da der Kern dieser sieben Lehren versiegelt ist und für uns Normalsterbliche undurchdringlich, hat sich daraus sogar der Begriff hermetisch verschlossen entwickelt.

Wir sprechen hier über das dritte Gesetz, das Prinzip der Schwingung «Nichts ruht, alles ist in Bewegung, alles schwingt».

Um die Wirkung zunehmender Schwingung zu zeigen gibt es im Kybalion folgendes Beispiel: Ein sich drehender Gegenstand mit geringer Geschwindigkeit wird zunehmend schneller was passiert?

Man kann die Bewegung zunächst gut sehen, aber kein Laut der Bewegung erreicht unser Ohr. Die Geschwindigkeit nimmt nach und nach zu und wird so schnell, dass ein tiefes Brummen oder eine tiefe Note hörbar wird, wenn dann die Geschwindigkeit noch weiter wächst, werden die Töne immer höher. Wenn die Bewegung schliesslich einen gewissen Grad erreicht hat, ist der höchste für das menschliche Ohr hörbare Ton erreicht und auf den schrillen Ton folgt plötzliche Stille. Dann empfinden wir Wärme. Weiter fangen wir an ein Schimmern des sich drehenden Gegenstandes wahr zu nehmen: eine rötliche Farbe. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird das Rot heller und geht später über in Orange, dann folgen langsam die Nuancen von Grün, Blau, Indigo und schliesslich Violett. Es vergeht das Violett alle Farben verschwinden. Vom sich drehenden Gegenstand gehen unsichtbare Strahlen aus, die in der Fotographie verwendet werden und weiter feine Lichtstrahlen. Dann folgen Röntgenstrahlen, da sich die Körperbeschaffenheit des Gegenstandes verändert. Dann werden Elektrizität und Magnetismus ausgesendet. Wenn dann der Gegenstand ein bestimmtes Schwingungsmass erreicht hat zerfallen seine Moleküle und lösen sich in die Ursprünglichen Elemente und Atome auf.

Weniger Theorie, mehr Praxis

Ich gehe sehr pragmatisch vor. Stelle mich vor meinen Schrank im Atelier der nur so mit Farben gefüllt ist. Farben in Tuben, Farben in Flaschen, Pigmente, Acrylfarbe; Ölfarben und Aquarellfarben. Dabei sind sie für mich wie Morgentau und Sonnenaufgänge ähnlich und ihn ihrem Wesen und könnten trotzdem unterschiedlicher nicht sein. Manche leuchten herrlich und brauchen ewig zum Trocknen, andere sind matt und bleiben auch freut. Dann gibt es die mit dem gewissen Funkeln die viel zu schnell verbraucht sind und andere an die man sich so gewohnt hat, dass sie einem gar nicht mehr auffallen.

Ich stehe also davor und schaue auf die Farben, dabei spüre ich welche Farben mich gerade ansprechen. Ich werde mir diesem Gefühl bewusst. Genau diese Farben -so viele es eben sind- nehme ich aus dem Schrank und lege sie neben den Malgrund.
Zu Beginn achte ich darauf -nur- drei Farben auszuwählen. Mit diesen beginne ich dann und zunehmend wird auch das Bild in meinem Kopf wird konkreter.

Wenn mir die Auswahl schwerfällt lehne ich mich zurück und lass mich von Hintergrundmusik inspirieren. Dabei tauchen Bilder in meinem Kopf auf. Es kann sehr gut sein, dass ich gedanklich auf einmal auf dem Markt in St. Remy, in der Provence bin. Die Farben, Gerüche und Geräusche nehmen mich ein …

und plötzlich…

Vor Dir ist Dein gewählter Malgrund. Nun wie beginnst Du? Wann machst Du Dir über die Farben Gedanken? Welche Farbkompositionen wählst Du? Vielleicht magst Du mir mitteilen, wie Du diese Fragen an gehst.

Ich bin davon überzeugt, dass Kunstschaffende und Kunstinteressierte, wenn Sie sich gegenseitig austauschen, den Zusammenhalt stärken.

Du bist jederzeit im Atelier KunstAreal willkommen. Melde Dich einfach bei mir.

Bis plötzlich

Urs Taverner